So schnell der Aufstieg kam, so schnell ging es auch wieder bergab: Die Verantwortlichen der SG Thumsenreuth schauen zurück auf die Zeit in der Bundesliga. Trotz vieler Niederlagen sind die Sportler auch stolz auf ihre Leistungen.
Thumsenreuth. Vorsitzender Heinz Kraus erläuterte zur Entwicklung: 2015 wurde die neue elektronische Anlage der SG in Betrieb genommen. Über 285 000 Euro wurden in eine zeitgemäße Luftdruckanlage investiert. Zeitgleich gelang der ersten Luftpistolenmannschaft unter Führung von Herbert Mattes wieder die Qualifikation zum Aufstieg von der Bayernliga Nord/Ost in die zweite Bundesliga. Erstmals in der Geschichte des Oberpfälzer Schützenbundes (OSB) schaffte es eine Mannschaft, sich für diese Liga zu qualifizieren. Karl Greger übernahm nun die Mannschaftsführung.
Überraschenderweise gewannen die Thumsenreuther Wettkampf um Wettkampf und platzierten sich auf Anhieb auf Platz drei. Nach dem Reglement durften sie nun an den Aufstiegswettkämpfen zur ersten Bundesliga in Pforzheim teilnehmen. Die fünf Schützen hatten je zwei Wettkämpfe gegen hochrangige Mannschaften zu bestreiten. Erstmals wurde den Thumsenreuthern bewusst, dass es in dieser Leistungsklasse nicht nur um ein Hobby ging. Locker kämpften alle fünf Schützen und kamen mit zwölf Ringen Vorsprung auf Rang zwei. Somit war der Weg in die erste Liga geebnet.
Lachendes Auge
Schon die Vorgespräche zur Organisation der Veranstaltungen zeigte ein strenges Reglement: Seinen Heimkampf durfte der Schützenverein nicht auf den eigenen Anlagen austragen. Die SG erhielt die Ausnahmegenehmigung, diesen in der Schulturnhalle von Krummennaab abzuhalten. „Dank der Unterstützung durch die Gemeinde, insbesondere des Bürgermeisters Uli Roth mit seinem Gemeinderat, war es möglich, die Veranstaltung zu einem Erlebnis werden zu lassen“, führte Kraus aus.
Die Organisation, das Auftreten der absoluten Spitzen im Schießsport und die interessierten Zuschauer waren Garanten für eine der besten Wettkampfveranstaltungen in der ersten Bundesliga, attestierte der Deutsche Schützenbund. Internationale Zukäufe von Profisportlern waren nie beabsichtigt, das gab das Vereinsbudget nicht her. Dank der Unterstützung großer und kleiner Sponsoren konnten aber die anfallenden Kosten gedeckt werden.
Somit stiegen die Schützen im vergangen Jahr mit einem lachenden Auge wieder in die zweite Liga ab. Die Schützensportler waren Werbung für die Region – die Oberpfalz war bis dahin im Spitzensport ein weißer Fleck. Das Team wurde als „Mannschaft der Herzen“ gefeiert.
„Unser Ziel war der Klassenerhalt – und das war machbar, obwohl die Nummer eins, Simon Weiß, zum Erstligisten Kelheim-Gmünd wechselte“, erklärte Greger. Nach den ersten beiden Siegen schien das Glück den Schützen gut gesonnen. Doch verloren die Sportler einen Wettkampf nach dem anderen – zum Teil sehr knapp, dennoch waren zu wenige Punkte auf dem Konto.
Der Adrenalinspiegel der Athleten stieg von Wettkampf zu Wettkampf. „Da kann man den Pulsschlag im kleinen Finger spüren“, erzählte Sonja Weiß. Ausgerechnet der letzte Wettkampf gegen die zweite Mannschaft von Kelheim-Gmünd brachte die Entscheidung. Ein Einzelpunkt hätte für den Klassenerhalt gereicht. Doch Kelheim trumpfte mit bestmöglicher Mannschaft auf. Die Thumsenreuther Schützen waren nahezu chancenlos.
Lukas Spachtholz, der den letzten Schuss gegen Thomas Karsch im Stechen abgab und mit einer 7,9 unterlag, hätte noch den entscheidenden Punkt machen können, doch die Nerven lagen blank. Die Mannschaftsschützen Lukas Spachtholz, Sonja Weiß, Karl Greger, Bernhard Stock und Thomas Glaser haben mit den Ersatzschützen Annika Kraus, Florian Schmidt, Horst Bauer und Herbert Mattes ihr Bestes gegeben – es hat nicht ganz gereicht.
Doch im Sport geht der Blick nach vorne. In der Bayernliga Nord/Ost hat sich einiges verändert: Das Leistungsniveau ist deutlich angestiegen. Die Schützen werden sich also auch in dieser Liga nicht ohne Leistungssteigerung halten können. „Wir werden unsere besten hochmotivierten Schützen schicken“, zeigt sich Sportleiter Horst Bauer kämpferisch.
Laut Kraus haben die Schützen durch ihren Einsatz, der Vorstand durch die Organisation der Heimkämpfe und der Reisen zu den Wettkampfstätten, alle Zuschauer sowie die Oberpfälzer Heimat vom Auftreten in der Bundesliga profitiert. Nun kennen auch zum Beispiel die Augsburger Thumsenreuth (Augsburger Allgemeine: „Wo bitteschön ist Thumsenreuth?“). Der Schützensport hat einen deutlich höheren Stellenwert erreicht.
Trostpflaster vom Wirt
Eine weitere positive Auswirkung ist die Ausbildung von Wolfgang Schraml zum B-Trainer Luftpistole, der für die Wettkämpfe nachgewiesen werden musste. Er steht nun den Schützen mit Rat und Tat an den Trainingsabenden zur Verfügung. Kraus dankte besonders den Sponsoren für die tatkräftige Unterstützung: „Ohne sie wäre es nie gegangen! Doch auch die kommende Saison mit Mannschaften in den verschiedenen Ligen werden dem Verein wieder erhebliche Mittel abverlangen“, schloss er sein Resümee.
Als Trostpflaster lud Schützenwirt „Andi“ die Mannschaft und die unmittelbaren Helfer zu einem leckeren Abendessen aus seiner österreichischen Spezialitätenküche ein.